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27.06.2006, 14:01 Uhr

Dietrich Hahn: Das Familien-Wellnesszentrum Frielendorf wird teurer, aber auch besser.

Der in solchen Einrichtungen immer profitable Bereich der Saunen und Anwendungen wird aufgewertet, der Badbereich im ursprünglich vorgesehenen Standard belassen. Nach den nun vorliegenden genauen Planungen der Sieger aus dem Wettbewerb, wird die Einrichtung attraktiver, die Kosten aber auch höher. Das liegt auch am Untergrund des Nordufers und den deutlich höheren Kosten für die Rutsche, die von allen Fachleuten unterschätzt wurden.

Rede des Fraktionsvorsitzenden in der Gemeindevertretung - Dort, wo Kureinrichtungen zuletzt privatisiert wurden, war dies von Protesten der Bevölkerung begleitet. Der Luftkurort Frielendorf wird seine kommunale Verantwortung für Kur und Erholung wahrnehmen und die Einrichtung bauen. Ein gewerblicher Investor bekäme die Finanzmittel des Landes Hessen nicht. Mir ist es ein Rätsel, warum dieser Tatbestand von den Gegnern des WZ beharrlich ignoriert wird.

Aber der laufende Betrieb wird durch gewerbliche Pächter gewährleistet, die mit ihrer eigenen Gewinnerwartung zum Erfolg des Unternehmens beitragen und unternehmerisches Risiko übernehmen werden. Im Gegensatz dazu haben wir in vielen Kurstädten nicht einmal diese Konstellation, sondern dort betreibt die Stadt die Kureinrichtungen oft selbst auf eigenes Risiko. Dies tun diese Kommunen aber nicht deshalb, weil sie nicht rechnen können, sondern weil sich das unter dem Strich lohnt.

Die teurere Finanzierung erfordert höhere Pachten, die beide potentiellen Betreiber akzeptieren. Bad und Wellness werden jedoch ausgeschrieben. Es kann also eine noch höhere Einnahme erzielt werden. Das Land wird seinen Finanzierungsanteil auf die neue Gesamtsumme ausdehnen.

Für die Gemeinde Frielendorf entstehen Mehrkosten von insgesamt 500.000 Euro, deren Rückzahlung sich auf die nächsten zwanzig Jahre verteilt. 500.000,- € kosten z. B. jedes Jahr die Kindergärten als Zuschuss oder 3 Km Gemeindestraße.

Höhere Qualität ist für Gäste attraktiver. Sie rechtfertigt eine um 0,40 € höhere Kurtaxe, die alle wesentlichen Gastbetriebe für durchsetzbar halten. Entscheidend ist, dass durch die drei Faktoren

• Höherer Landeszuschuss
• Höhere Pacht
• Höhere Kurtaxe

die jährlichen Kosten der Gemeinde zur Finanzierung der eigenen Investitionen (Kredite) bei durchschnittlich 30.000 € in den nächsten Jahren bleiben – genau so wie in der ersten Berechnung. Übrigens kostet uns die Unterhaltung der DGH oder die Jugendpflege jedes Jahr viermal so viel.

Dies ist für die CDU-Fraktion der entscheidende Punkt: Die ursprüngliche Investition 3,85 Millionen €uro mit einem jährlichen Defizit von 30-35 Tausend €uro für die Gemeinde ist, von CDU, SPD und der Hälfte der FWG beschlossen worden. Im Wahlkampf war die FWG mal dagegen, mal dafür.

Trotzdem ist es so, das die Wählerinnen und Wähler die Parteien, die das Wellnesszentrum bauen wollen, am 26. März mit fast 80 % der Stimmen gewählt haben. Dies ist eine deutliche Legitimation, auf der Grundlage des damaligen Finanzierungskonzeptes zu bauen. Wenn wir jetzt die Mehrkosten zu 100 % über eine entsprechend höhere Kurtaxe vom Gast finanzieren lassen, bewegen wir uns genau auf der Grundlage des Wahlergebnisses.

Eine Bemerkung noch zur FWG: Weil in manchem Leserbrief Vorwürfe auftauchten, die etablierten Parteien würden Fraktionszwang ausüben und auf die Abgeordneten Druck ausüben. Bei CDU und auch bei der SPD sind ja auch andere Meinungen toleriert, aber offensichtlich bei der FWG nicht mehr, denn obwohl ihr Spitzenkandidat ein klarer Befürworter ist und es in der Fraktion drei Befürworter bei vier Ablehnern gibt, stimmen auf einmal alle sieben dagegen – na wenn das kein Fraktionszwang ist. Hier würde ich mir von den Befürwortern innerhalb der FWG mehr Courage wünschen.

27.000 Touristen, 150.000 Tagesbesucher, 120.000 Übernachtungen bringen der Gemeinde Frielendorf jährlich 12 Mio. €uro Umsatz. Das bedeutet für die Gemeinde Steuereinnahmen von jährlich 370.000.-€uro incl. Tourismusabgabe.

Direkt im Tourismus beschäftigt sind 180 Mitarbeiter, indirekt noch mal 30. Am Silbersee 35 Vollzeit-u. 130 Aushilfs- u. 400.-€ Jobs. Durch das Wellnesszentrum werden 8-10 Vollzeit u. 12-15 Aushilfs- u. 400.-€ Jobs entstehen.

Der Tourismus sichert und schafft also in Frielendorf über 200 Arbeitsplätze und direkte Steuereinnahmen in Höhe von 370.000 €. Dazu kommen die Umsätze der Gäste und die höhere Gewerbesteuer der Einzelhändler und Gaststätten. Diese Einnahmen und Arbeitsplätze zu erhalten ist eine Pflicht aller politisch Verantwortlichen und verlangt regelmäßige Neuinvestitionen – wenn sie – wie im Familien-Wellness-Zentrum refinanzierbar sind.

Und es ist unsere Pflicht als Kommunalpolitiker, auch in diesen Bereichen die Zukunft unseres Ortes zu sichern und eben nicht nur unsere Pflicht dahingehend zu erfüllen, den Gesetzen zu gehorchen und 30 Millionen unter der Erde zu vergraben, ob das nun Sinn macht oder nicht. Hier würde ich mir eine politische Diskussion wünschen, welche Ziele und welche Maßnahmen eine Gemeinde wirklich weiterbringen.

Aber nur deshalb, weil wir uns wegen Kanal und Wasser total verschulden müssen wie alle anderen auch, können wir nicht den Kopf in den Sand stecken und regungslos auf die Zukunft warten. Stillstand ist Rückschritt, und das gilt gerade für den Tourismus. Wenn wir uns dafür verantwortlich fühlen, dass auch unsere Kinder und Enkel hier in unserem schönen Ort leben und arbeiten können und nicht alle in die Ballungszentren abwandern müssen, dann müssen wir heute dafür die Weichen stellen, und eine stellen wir heute Abend.

Deshalb wird die CDU-Fraktion mit 7 Ja- und 1 Nein-Stimme zustimmen.

aktualisiert von sander-rainer, 31.03.2016, 13:46 Uhr